Sternzeit - Zeitschrift astronomischer Vereinigungen > Autorenwettbewerb 2009 > Aktuelle Seite

Autorenwettbewerb 2009
7. Platz: "Evakuierung"

Jennifer Polonski

Ehrlich gesagt habe ich mich nie wirklich für die Projekte meines Vaters interessiert. Nicht, dass er einen langweiligen Beruf hatte - er arbeitete im Bereich der Astralmythologie - aber mich juckte es mit 16 nun mal nicht sonderlich, welcher Planet oder Stern für welchen Gott steht (jedenfalls weiß ich wenigstens, dass es etwas mit göttlichen Mächten zu tun hat). Den größten Teil des Tages verbringt Dr. Marius Steven - alias mein Vater - in seinem Planetarium und überlässt seine Tochter Maisie Steven - mich - sich selbst. Ich würde deswegen aber nicht sagen, dass er ein schlechter Vater ist. Er vergisst mich (und auch sich selbst) nur hin und wieder mal vor lauter Arbeit. (Wahrscheinlich wäre er ohne mich schon längst verhungert.)

Auf dem Weg zur Schule, dachte ich über das Frühstück mit meinem Vater nach. Es war oft so, dass er in Gedanken schon bei der Arbeit war, aber heute morgen hatte er ziemlich mitgenommen ausgesehen. Aber er hatte mir partout nicht sagen wollen, was ihn bedrückte.

Als ich von der Schule nach Hause kam, sah ich, dass das Telefon blinkte. Ich warf die Tasche in die Ecke und sah nach, wer angerufen hatte. Die Nummer kannte ich gut; ein Kollege und Freund meines Vaters (und er war der Einzige, der überhaupt noch versuchte, meinen Vater telefonisch zu erreichen). Vielleicht wusste er ja, was mit meinem Vater los war. Ich drückte auf die Rückruftaste.

Tuuut...tuuut...tuuut... "Hallo, hier Billie Bertelsmann?", meldete er sich.

Na endlich geht er ran. "Hi Billie. Hier ist Mai. Du hast versucht, anzurufen."

Kurzes Schweigen. Dann: "Oh. Mai, ich möchte nicht, dass du in irgendeiner Weise Angst davor hast, denn..."

"Angst? Wovor?" Verwirrt überlegte ich, was er meinen könnte. "Billie, was sagst du da?"

Statt zu antworten, nuschelte er etwas von "noch nicht erzählt" und stellte eine Gegenfrage: "Ist dein Vater da?"

"Nein, ich glaube nicht." Es war klar, dass er mir nicht erzählen würde, was er meinte.

"Tschüss dann Mai." Billie legte einfach auf, ohne auf eine Antwort zu warten.

Keine fünf Minuten später hörte ich einen Schlüssel im Schloss. Ich stürzte aus dem Wohnzimmer und überfiel meinen Vater halb. Bevor er auch nur irgendetwas sagen konnte, erzählte ich ihm, dass Billie angerufen hatte und mehr als eigenartig gewesen war.

Jetzt würde er sich stellen müssen und konnte sich nicht in die billige Ausrede retten, er sei "übermüdet". Wie er es heute morgen beim Frühstück getan hatte. Ich stellte mich genau vor ihn - so gab es keinerlei Fluchtmöglichkeiten aus dem Flur. "Also, Marius Steven, was ist los?"

Er schien zu überlegen, was er mir sagen sollte und seufzte schließlich. "Du weißt, dass ich mich mit der Astralmythologie beschäftige?"

Ich nickte, das war nichts Neues. "Und?", fragte ich herausfordernd.

"Als ich dabei war, meine Aufzeichnungen zu aktualisieren, machte ich eine Entdeckung. Einer der Kometen, die schon ein paar Jahre diese Erde umkreisen, ist aus seiner Umlaufbahn geraten. Es sieht so aus, als würde er unseren Planeten mehr als schrammen."

"Na und? Was ist daran so schlimm?" Dass ein Komet vorher in der Atmosphäre verbrennt, wusste ich schon längst. Also verstand ich das Problem nicht.

Mein Vater schien zu erraten, was ich dachte. "Nun, dieser wird nicht in der Atmosphäre verbrennen; dazu ist er zu groß. Statt zu verglühen, wird er die Welt in Schatten legen."

Mein Gesicht schien zu verraten, dass ich ihm nicht folgen konnte. Er lief zur Kellertür. "Komm mit, ich werde es dir zeigen."

Anders als bei den meisten Leuten hatten wir keinen Saftvorrat im Keller, sondern etwas, dass man wohl als Labor und Heiligtum meines Vaters bezeichnen könnte. Ich war noch nie hier unten gewesen - außer, wenn ich etwas zu Essen für ihn hingestellt hatte.

Er führte mich zu seinem Computer und öffnete ein Programm. Er erklärte mir, welcher von dem Computer nachgestellten Kometen, der war, den wir "suchten". Mein Vater spulte die letzten hundert Jahre im Zeitraffer vor, während der Komet immer engere Kreise um die Erde zog. Als die Zahl 2009 erreicht war, drosselte er die Geschwindigkeit und erklärte mir, was ich sah. Es war, als würde ich mir ansehen, wie die Dinosaurier ausgestorben waren.

"Der Komet wird in Asien einschlagen, genauer gesagt, irgendwo in China" - er zog mit dem Finger die Flugbahn des Kometen nach - "und dort durch eine große Hitzewelle alles Leben zerstören. Ein bisschen, wie bei einer Explosion."

Ich stellte mir vor, wie viele Menschen sterben würden. "Wie schrecklich.", flüsterte ich.

"Es geht noch weiter." Mein Vater rieb sich über das Gesicht und deutete wieder zum Bildschirm. "Eine große Staubwolke wird aufsteigen und sich über die Atmosphäre legen. Sie wird kein Sonnenlicht hindurch lassen." Er sah mich an, bevor er sagte: "Das Ende der Menschheit."

"Aha." Zu mehr war ich erst mal nicht fähig. Das sollte das Ende sein? Puff und weg waren wir? Weg vom Fenster? "Gibt es denn keine Lösungsmöglichkeit?", fragte ich, obwohl ich mir nicht sicher war, die Antwort hören zu wollen.

"Daran arbeiten wir - Billie ein paar Kollegen und ich - schon eine ganze Weile, aber wir kriegen keine richtigen Resultate..." Das Klingeln des Telefons unterbrach uns. Marius ging sofort ran - es war wieder Billie - und ich zog mich in mein Zimmer zurück. Erstens, weil ich all meine Gedanken sortieren musste und zweitens, weil ich ihm sowieso nicht helfen konnte.

Mitten in der Nacht wachte ich von einem ungeheuren Lärm auf. Aber als ich nachsah, war es plötzlich still und es regte sich auch nichts. "Papa!?", rief ich in die Stille, bekam jedoch keine Antwort. Ich rannte in sein Schlafzimmer: das Bett war unbenutzt, alles wirkte ordentlich. Also lief ich zum Keller. Hier war alles ein einziges Chaos; alle Sachen lagen verstreut auf dem Boden herum. Von Marius fehlte jede Spur. Ich suchte das ganze Haus ab, ohne ihn zu finden.

Schließlich rief ich Billie an und kaum war er ans Telefon gegangen, textete ich ihn auch schon zu. Er versuchte, mich zu beruhigen und versprach, er würde gleich da sein - tatsächlich stand er eine Viertelstunde später vor der Tür.

Ich war so erleichtert ihn zu sehen, dass ich ihm fast um den Hals fiel. Er sah sich nicht groß um im Haus, ausgenommen im Keller, und meinte dann: "Am besten, wir fahren zur Sternwarte." Also stiegen wir in seinen kleinen Smart und fuhren (naja, wir rasten) los.

Als ich kleiner gewesen war, hatte mich mein Vater oft mit zur Sternwarte genommen; deshalb wusste ich gleich, dass das Gebäude vor uns nicht die Sternwarte war. "Billie, wo sind wir?", fragte ich und überlegte, wie gefährlich es war, aus einem fahrendem Auto zu springen, um zu flüchten. Aber wer könnte mir in dieser gottverlassenen Gegend schon helfen?

Billie antwortete nicht sondern hielt mit einer Vollbremsung einige Zentimeter vor der Mauer, die das Gebäude umgab, und stieg aus. Da ich nicht wusste, was ich sonst machen sollte, ging ich ihm hinterher - durch das Eisentor, über die Wiese und durch die Tür in die Halle des Gebäudes. Jetzt wusste ich es genau: dies war mit Sicherheit keine Sternwarte.

Eine Frau Anfang 30 mit blonden, hochgestecktem Haar, kam uns entgegen. "Billie, was ist los? Und wer ist das?", wollte sie vorwurfsvoll wissen und deutete - verärgert? - auf mich.

"Das ist Marius Stevens Tochter. Sie rief mich an, weil ... ihr Vater wurde entführt."

"Entführt?!", riefen die Frau und ich wie aus einem Munde. Seit wann sprachen wir denn von einer Entführung?, fragte ich mich, während die Blonde mit gerunzelter Stirn überlegte. Dann sah sie mich anklagend an (obwohl sie mit Billie sprach). "Hat Marius nicht gesagt, seine Frau und seine Tochter wären bei einem Autounfall ums Leben gekommen?", sagte sie und ging mit schnellen Schritten voraus; Billie und ich folgten ihr zum Fahrstuhl.

"Nur seine Frau ist verstorben. Er behauptete, dass Maisie auch gestorben sei, um sie zu schützen.", erklärte Billie der Frau im Fahrstuhl, während der immer höher fuhr.

"Schützen wovor?", machte ich mich bemerkbar. Es ärgerte mich, dass Marius Geheimnisse vor mir hatte und noch mehr, dass er mich für tot erklärt hatte - wenn auch zum Schutz.

Die Fahrstuhltüren öffneten sich und wir stiegen aus. In dem Labor befanden sich außer uns noch fünf andere Personen. Die Blonde gab eine Reihe schneller Anweisungen, bevor sie sich an mich wandte. "Nun - Maisie, richtig? - dein Vater arbeitet schon lange nicht mehr im Bereich der Astralmythologie. Er hat sich, wie wir alle hier, der geheimen Umsiedlung in eine andere Galaxie gewidmet. Denn wir und auch die Regierung wissen, dass die Zeit des "Kometen-Regens" kommen wird. Schon bald wird die "Mutter" einschlagen, dann werden im Abstand von jeweils drei Wochen 10.000 weitere folgen. Deshalb ist die Umsiedlung in eine uns sehr ähnliche Galaxie geplant. Die Regierung ist allerdings gegen diese Evakuierung, da es in dieser Galaxie bereits Leben gibt. Sie befürchten, dass es einen Krieg geben wird."

Ich brauchte einen Moment um alles zu verstehen, dann erst brachte ich einen Satz zu Stande. "Ist der Fortschritt denn schon so weit, dass so etwas funktionieren kann? Ist die Lebensform in dieser Galaxie friedlich? Und" - ich musste schlucken - "hat die Regierung meinen Vater?" Ich hatte immer geglaubt, er würde mich nicht gut kennen, in Wirklichkeit aber war es genau anders herum. Und jetzt würde ich ihn vielleicht nicht mehr wiedersehen...

"Ja, dank deines Vaters ist der Fortschritt so weit. Er hat die so genannten "Fenster" entdeckt. Du "öffnest" sie sozusagen und schlüpfst dadurch in die nächste Galaxie.", antwortete Billie und lächelte leicht. "Dein Vater war eine echte Bereicherung für dieses Team. Wir können sogar einiges über die Wesen in der fremden Galaxie sagen, denn..."

"Ist", fiel ich ihm wütend ins Wort. "Marius lebt und gehört nicht schon zur Vergangenheit."

"Ja, natürlich lebt er noch.", versicherte Billie mir schnell. "Er hat ja auch einige Waffen für den Notfall dabei um sich zu verteidigen ... Bei solchen Jobs nun mal notwendig ... Mit den ganzen Verfolgern des FBI und..." Er hörte schließlich auf zu reden als er mein Gesicht sah.

Ich merkte, wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich. "Wir müssen ihn retten!", stieß ich hervor, "Jetzt!"
"Mai", sagte Billie verzweifelt, "das geht jetzt nicht. Dein Vater hat etwas wichtiges herausgefunden und wir müssen erfahren was, bevor es zu spät ist!"

"Würdet ihr ihn retten, könntet ihr ihn einfach fragen, was es ist!", fauchte ich ihn an. Mein Blick streifte die ganzen eigenartigen Waffen, die an einer Wand hinter Glas aufgehängt waren. Ich wusste nicht im entferntesten, wie man mit so etwas umgeht, aber wenn ich so eine hätte... Da erst fiel mir der Junge auf, der an der Vitrine lehnte; er musste in meinem Alter sein. Als wir unbeobachtet waren, winkte er mich zu sich heran. Ich weiß nicht warum, aber ich ging auf ihn zu. Noch bevor ich ganz bei ihm war, packte er mich plötzlich am Arm und redete leise eindringlich los: "Keine Zeit für große Erklärungen, aber wenn du deinen Vater retten willst, dann vertrau mir. Ich werde dir helfen." Er wartete gespannt auf meine Reaktion.

Misstrauisch sah ich ihn an, doch dann sagte ich mir: Ich muss meinen Vater retten und er ist der Einzige, der mir helfen will. Also nickte ich und beobachtete im gleichen Moment, wie der in schwarz gekleidete Junge leise an der Seite die Vitrine aufbrach und sich zwei Waffen schnappte. Eine davon drückte er mir in die Hand mit den Worten: "Wirst du brauchen".

Ohne, dass uns jemand bemerkte, schoben wir uns zum Fahrstuhl, fuhren zurück nach unten; liefen durch die Halle und stiegen in Billies Smart - der Junge fuhr schnell. Ich kam mir vor wie in einem schlechten Film und er machte die Sache durch Raserei und Reden nicht besser.

"Mein Name ist Nick. Ich stamme aus der Galaxie, die dein Vater "entdeckte" und bin sozusagen der Repräsentant meiner Lebensform. Normalerweise sehe ich aber anders aus und spreche eine andere Sprache - ich übernahm diese Lebensart also; denn diese Entdeckung sollte erst veröffentlicht werden, wenn die Menschheit dazu bereit ist. Wir alle bereiteten uns schon monatelang auf eure Umsiedlung vor, doch leider bekam die Regierung etwas davon mit. Da klar war, dass nicht alle Menschen gerettet werden können, wollte die Regierung nur "wichtige" Leute retten. Sie schafften es zwar, auch einige aus meinem Volk zu sich zu holen, doch um die Umsiedlung an sich zu planen, brauchen sie Marius." Er seufzte und sah mich gequält an. "Nur er kann berechnen, wie ein Fenster zu öffnen ist."

Mein Kopf brummte von den ganzen Informationen, doch wenigstens verstand ich jetzt alles. Ich starrte aus dem Fenster, die Sonne war jetzt aufgegangen, und murmelte: "Wir werden ihn retten."

Nick stellte die Scheinwerfer aus, fuhr noch ein Stück und hielt dann an. "Hast du deine Waffe noch?" "Ja", flüsterte ich. "Gut, dann folge mir leise.", entgegnete er und stieg aus.

Mir fiel jetzt erst auf, dass wir in einer Stadt waren; sie war viel größer als meine Heimatstadt. Wir rannten durch die Straßen - er kannte sich hier gut aus - bis wir an einem Hochhaus ankamen. Vor der Schwingtür standen zwei bullige, eigenartige Männer. Sie sahen irgendwie nicht menschlich aus.

"Stell dich hinter mich.", zischte Nick. Ich gehorchte, während er die Waffe in seine Hosentasche steckte. Dann breitete er die Arme aus und lies Klicklaute erklingen. Langsam schoben wir uns klickend höher die Treppe zur Tür hoch; die Blicke der Männer, ich war mir sicher, dass sie aus Nicks Galaxie stammten, auf mich geheftet. Plötzlich, mit einer schnellen Bewegung, zog Nick die Waffe und schoss die beiden ab. Ich wollte schreiend zurückspringen, wurde aber von Nick am Arm nach oben gezerrt, durch die Tür ins Innere.
Das Bild, wie die zwei tot vor mir lagen, würde ich nicht mehr loswerden. Albtraumhaft.
"Wir teilen uns auf!", rief mir Nick über die Schulter zu. Wir sollen was?! Ich schauderte, aber Nick redete einfach weiter. "Du gehst bis ganz in die unteren Ebenen, ich in die oberen. Wir treffen uns wieder hier." Er stellte mich auf eine kleine schwebende Plattform in die Mitte der Halle und erst, als sich die Plattform in Bewegung versetzte, ließ er meinen Arm los.

Lange sah ich ihn nicht mehr, denn ich tauchte in die Dunkelheit unter mir. Was wohl passiert, wenn das Ding umkippt und ... Ein Rattern riss mich aus den Gedanken. Die Plattform war eingerastet, doch ich sah genauso viel wie davor. Nämlich nichts. Ich atmete dreimal ein und aus, dann sagte ich mir für Marius, ging eine Schritt vor - und fiel ins bodenlose. Als ich aufschlug, knackte mein Fußknöchel verdächtig; er war jetzt wahrscheinlich verstaucht. Dem Fall nach zu urteilen, musste ich mindestens drei Meter tief gefallen sein. Doch darum konnte ich mich später kümmern. Während ich mich aufrappelte, sah ich meine Waffe - die etwas von einer Pistole hatte - einige Meter von mir entfernt liegen. Ich hob sie auf und musste verärgert feststellen, dass man sie als Taschenlampe einstellen konnte. Hätte Nick mir das nicht vorher sagen können?! Dann hätte ich einen Sprung und keinen Sturz von der Plattform gemacht.

Ich leuchtete den langen Gang vor mir entlang; links und rechts waren jeweils in der Wand eingebaute Glasscheiben hinter denen eine Art grüner Schleim war. Als ich genauer hinsah, musste ich mich fast übergeben. In dem Schleim waren Embryos in verschiedenen Entwicklungsstufen bis zum Säugling eingelegt. Auch hinter den anderen Glasscheiben waren Wesen.

"Marius?! Papa! Papi!", schrie ich verzweifelt und humpelte so schnell ich konnte los. Als ich ihn hinter einer der Glasscheiben entdeckte, beschleunigte sich mein Herzschlag. Ich presste meine Hände gegen die Scheibe; ich war zwar erleichtert, ihn gefunden zu haben, aber geschockt und besorgt ihn so zu sehen, eingelegt im Schleim. Tränen flossen über mein Gesicht, doch plötzlich riss Marius Augen und Mund auf und deutete auf etwas hinter mir. Ich wirbelte herum - und sah die gezogene Waffe in den Händen eines Mannes. Ich wusste instinktiv, dass es sich um ein Wesen aus Nicks Galaxie handelte. Ich warf mich zur Seite, bevor das Ding einen Schuss abgab. So traf die Kugel nur durch das Glas; ich bekam einige Splitter ab. Als ich auf den Boden aufgeschlagen war, zögerte ich nicht eine Sekunde und gab ebenfalls einen Schuss ab; er war tödlich, jedenfalls brach das Wesen zusammen. Dann warf ich die Waffe zur Seite und stürzte zu Marius. Mit den Händen brach ich das Glas zur Seite, es schnitt mir so tief in die Handflächen, dass es blutete, aber das war mir egal.

Schließlich hatte Marius genug Kraft gesammelt, um sich aufzurichten und kroch durch das Loch im Glas. Während wir das Geräusch näherkommender Füße hörten, humpelte ich mit Marius zu der Plattform. Er hob mich hoch, bis ich den Rand zu fassen bekam und als ich ganz drauf war, half ich ihm, sich rauf zu ziehen. "Weißt du, wie es hochgeht?", fragte ich atemlos, verschluckte mich und hustete. Meine Hände schmerzten.
Statt zu antworten, tat Marius irgendetwas, dass ich nicht erkennen konnte, und die Plattform setzte sich schwankend in Bewegung. Unter uns hörten wir die Wesen klickend fluchen - es war grauenhaft.

"Nun", machte Marius, "ich glaube, du kannst dir denken, dass ich mich nicht mit der Astralmythologie beschäftige." Über uns näherte sich ein hell leuchtendes Loch im Dunklen - der Ausgang.

"Die Blonde und Nick haben mir bereits alles erklärt.", konnte ich noch antworteten, dann kamen wir oben an und waren sofort von einem einzigem Chaos umgeben. Überall rannten Menschen und diese Wesen herum und gaben völlig unkoordiniert Schüsse ab. Es war laut, doch ich hörte trotzdem, dass Nick meinen Namen rief; er stand am Ausgang der Halle. Ich nahm meinen Vater an die Hand und lief auf Nick zu. Als ich nah genug war, nahm er meine Hand und zog uns hinter sich her bis wir zum Auto gelangten. Dort ließ er mich los. Kaum, dass wir saßen, raste Marius davon wie ein Besessener.

Nick musterte mich. "Du siehst furchtbar aus.", meinte er. Ich fühlte mich auch furchtbar; mein Fußknöchel schmerzte mehr denn je und meine Hände brannten grauenhaft. Aber als Nick mit den Fingern über meine Wunden glitt, betäubte er den Schmerz. Auf meinen Blick hin sagte er: "Das können alle auf meinem Planeten, es ist nur Illusion." Dann wandte er sich an Marius. "Während Maisie dich gerettet hat, habe ich mich in den oberen Ebenen umgesehen und alle neu gewonnen Kenntnisse sowie aktuelles Wissen über die Evakuierung vernichtet."

"Gut, damit stehen sie wieder vor Null. Danke, Nick." Marius lächelte kurz. "Aber unsere Zeit läuft weiterhin ab und wir wissen nicht, wie wir es durchhalten können, ein Fenster zu deiner Galaxie lange genug aufhalten zu können..." Marius verstummte und sah etwas trostlos nach vorn auf die Straße.

"Doch, wir wissen das sehr wohl.", verkündete Nick und zog zwei blau Bögen Papier aus seinem Ärmel. "Die habe ich mitgehen lassen. Hier stehen genaue Berechnungen, wie man den Gang zwischen zwei Fenstern knüpft und somit..." "können wir die Fenster gleich lang aufhalten, da sie durch den Gang miteinander verbunden sind.", vollendete Marius den Satz. Ich verstand nicht ein Wort, nickte aber.

Als wir am Arbeitsplatz meines Vaters ankamen, wurden wir schon erwartet. Die Blonde fiel Marius fast um den Hals während Billie sich um meine Verletzung kümmerte. "Von jetzt an", sagte er, "wirst auch du dich vor der Regierung verstecken müssen." "Bis zu der Evakuierung", fügte Nick hinzu.

In einer Schnellzusammenfassung erklärte Marius seinen Kollegen, was alles passiert war (auch von Nicks Diebstahl der Pläne). "Wir haben knappe zwei Wochen Zeit, um allen unseren Verbündeten von dem Standort der Raketen" - ich wusste, dass er sich nur für mich so einfach ausdrückte - "zu berichten. Genau eine Woche nach dem "Umzug" wird dann der Komet einschlagen. Bis dahin werden wir uns auf einem Planeten in Nicks Galaxie befinden."

Angst? Die hatte ich nicht, ich war nur neugierig auf die Galaxie. Außerdem waren Marius und Nick bei mir.