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Titelstory
Schwarze Sonne über Madras - Eine Reise (nicht nur) zur USA-Sofi 2017

Peter Osenberg

Seattle, Space Needle

"Große Dinge werfen mal wieder ihre Schatten ... voraus" - so hatte ich das Editorial der letzten Ausgabe eingeleitet. Tatsächlich wurden es große Dinge: die wohl am meisten fotografierte Sonnenfinsternis aller Zeiten. Und ich durfte dabei sein. Doch der Reihe nach!

Nach der SoFi ist vor der SoFi, so hatte ich mir nach der erfolgreich erlebten Finsternis 2006 in der Türkei vorgenommen. Dabei konnte ich allerdings nicht ahnen, dass ich 11 lange Jahre darauf warten musste. Und inzwischen kann ich all diejenigen verstehen, die sich immer wieder auf die Reise in ferne Länder begeben, um der nächsten totalen Sonnenfinsternis nachzujagen. Wer dieses Naturspektakel einmal selbst live miterlebt hat, kann danach süchtig werden.

So stand am Anfang die Frage, wo und wie ich die nächste Finsternis erleben konnte. Und jede Menge Überzeugungsarbeit gegenüber meiner "besseren Hälfte", denn einfach "nur so" zu einer Finsternis reisen? Undenkbar! 2008 und 2009 China, 2010 Südamerika, 2012 Australien, 2015 Färöer/Spitzbergen, 2016 Indonesien: irgendetwas stand einer Realisierung immer im Weg. Aber 2017 in den USA? Das musste klappen, zumal es mit einem umfangreichen Rahmenprogramm, das auch meine Frau begeistern würde, kombinierbar war.

Die ersten Planungen begannen bereits früh in 2016. Nachdem wir zuletzt 2011 einige der Nationalparks und anderen Sehenswürdigkeiten im Westen der USA besucht hatten, suchte ich für 2017 die noch fehlenden aus und plante die Reise so, dass wir am 21. August im Bereich der Zentrallinie sein würden. Dabei habe ich mich an den umfangreichen Wetterstatistiken von Fred Espenak orientiert. Beste Bedingungen waren demnach in Oregon und Idaho (Madras, Mitchell und Ontario bzw. der Ebene des Snake-River sowie Idaho Falls) zu erwarten. Weitaus schlechtere Aussichten wurden für die Westküstenregion sowie vor allem für die Gebiete östlich von Idaho Falls bis hin zur Ostküste der USA prognostiziert. So gingen meine ersten Überlegungen dahin, im Gebiet nördlich von Ontario (Idaho) die SoFi beobachten zu wollen. Da alle mir bekannten Astro-Kollegen jedoch Madras (Oregon) auserkoren hatten, habe ich mich letztendlich ebenfalls hierfür entschieden. Doch konkret planen konnte ich erst Ende 2016, als die Urlaubslisten für 2017 freigegeben wurden.

Und damit kam das böse Erwachen. Sowohl die für mich relevanten Angebote von Eclipse-Reisen, als auch alle Hotels in dieser Region waren bereits vor Weihnachten 2016 restlos ausgebucht. Na gut: Fast alle - für rund 1.000 EUR für eine Nacht hätte ich noch ein Zimmer bekommen können. Dafür kann man allerdings schon bequem 10 Tage All Inclusive-Urlaub im Mittelmeer verbringen. Alternativ haben wir dann noch eine gute Unterkunft am Columbia-River bekommen, die etwa zwei Autostunden von Madras entfernt lag. Nun konnte ich den Rest dazu buchen: Vancouver, Seattle, Portland, Salt Lake City, Yellowstone und Arches Nationalpark sowie Mesa Verde, um die wichtigsten Stationen zu nennen. Binnen 14 Tagen waren die Urlaubsanträge genehmigt und die Hotels für knapp drei Wochen gebucht.

Das "Abenteuer Amerika" begann dann am 06.08.2017 mit dem 10-stündigen Flug von Frankfurt nach Seattle. Abflug: nachmittags, Ankunft: dank der Zeitverschiebung ebenfalls am Nachmittag. So hielt sich der Jetlag in Grenzen und wir waren schon am nächsten Tag im neuen zeitlichen Rhythmus unterwegs. Die Zeitverschiebung um eine Stunde vor bzw. wieder zurück fiel dann während unserer Reise durch die Zeitzonen der USA noch weniger ins Gewicht.

Die erste Station nach einer Übernachtung in Seattle war Vancouver. Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich dort nicht noch einmal hin muss. Zumindest die Innenstadt der rund 630.000 Bewohner zählenden Metropole ist ziemlich dreckig und unattraktiv, in völligem Gegensatz zu den Aussagen z.B. auf Wikipedia. Sehenswert sind allerdings der Stanley-Park mit seinen unzähligen Totempfählen und die etwa 140 m lange, frei schwingende Capilano-Bridge im Nordteil der Stadt. Ganz witzig ist auch die dampfbetriebene öffentliche Uhr im Stadtteil Gas-town, die alle 15 Minuten pfeift und regelmäßig von einer großen Touristentraube umgeben ist.

Deutlich schöner und interessanter als die Stadt Vancouver fand ich die der Küste vorgelagerte Insel "Vancouver Island", deren südöstlicher Teil touristisch erschlossen und mit der Fähre gut zu erreichen ist. Die Inselhauptstadt Victoria mit ihrem Hafengebiet sowie vor allem die in Privatbesitz befindlichen Butchart Gardens sind hier an erster Stelle zu nennen. Bei letzteren handelt sich um einen rund 22 Hektar großen Blumengarten mit unzähligen verschiedenen Pflanzen, die vor allem in den Sommermonaten ein farbenprächtiges Bild abgeben.

Nach diesem zweitägigen Abstecher nach Kanada ging es zurück nach Seattle, der größten Stadt im Nordwesten der USA, die auf mich trotz etwa gleicher Größe wie Vancouver den deutlich besseren Eindruck gemacht hat. Die "Space Needle" bietet einen imposanten Anblick und ein Blick von dort oben über die gesamte Stadt - vor allem abends - sollte bei keinem Besuch fehlen. Wen allerdings die nicht unerheblichen Eintrittspreise abschrecken: einen fast ebenso guten Blick - bei klarem Wetter bis zum Mt. Rainier - hat man vom "skyviewobservatory" im Columbia Center. Empfehlenswert ist auch das Klondike Goldrush Gebäude, in dem man (bei freiem Eintritt!) eine Menge über die Zeit der Goldgräber erfährt. Aufgrund ihrer vielen Hügel erinnert mich die Stadt ein wenig an San Francisco.

 

Titelbild Ausgabe 4/2017

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