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Sternzeit-Himmel
Beobachtungshinweise für das 4. Quartal 2013

Heiko Ulbricht

Abb. 1: Am Morgen des 1. Dezember begegnen sich Saturn und die abnehmende Mondsichel. Merkur befindet sich in Horizontnähe.

Heiko Ulbricht, Freital (Astroclub Radebeul)

Alle Zeiten entsprechen MEZ und gelten für 51° n. B. und 10° ö. L.
Während der Gültigkeit der Sommerzeit bis zum 27.10. ist zu allen Zeitangaben 1 h zu addieren!

Planeten

Merkur läuft am 1.11. durch eine untere Konjunktion. Danach entfernt er sich in westlicher Richtung von der Sonne. Dank einer jetzt steil aufragenden Ekliptik am Morgenhimmel und seiner größten westlichen Elongation von 19.5° am 18.11. ergibt sich eine sehr gute Morgensichtbarkeit, welche auch durch die Helligkeit des Planeten von -0.5 mag noch eindrucksvoller wird. Eine besonders reizvolle Begegnung des Planeten mit Saturn tritt am 26.11. ein, wenn beide sehr eng über Ost (23') zu beobachten sind.

Venus ist weiterhin Abendstern. Ihre Helligkeit steigt bis Jahresende auf -4.4 mag an, der scheinbare Durchmesser auf 59 Bogensekunden. Obwohl sie sich der Sonne wieder nähert, verbessern sich ihre Beobachtungsbedingungen etwas, da der Winkel der Ekliptik zum Horizont täglich wieder etwas größer wird. Am 1.11. erreicht sie ihren größten östlichen Abstand mit 47.1° zur Sonne, im größten Glanz sehen wir sie am 10.12. In den ersten 14 Tagen des neuen Jahres verliert sich Venus im Licht der Sonne.

Mars ist ein Objekt des Morgenhimmels. Er bewegt sich auf Regulus im Löwen zu, den er am 15.10. in knapp 1° Abstand passiert. Am 25.11. wechselt er in die Jungfrau. Ende des Jahres erreicht er seine Kulmination in der Morgendämmerung. Seine Helligkeit steigt von anfangs +1.6 mag auf +0.9 mag zum Ende des Jahres an, der scheinbare Durchmesser von 4 auf 7 Bogensekunden.

Jupiter geht zu Quartalsbeginn vor Mitternacht auf, am Jahresende in der Abenddämmerung. Am 5. Januar 2014 steht er in Opposition hoch über unseren Köpfen in den Zwillingen. Seine Helligkeit ist mit -2.7 mag maximal, ebenso wie sein scheinbarer Durchmesser von knapp 47 Bogensekunden.

Saturn befindet sich am 6.11. in Konjunktion zur Sonne und bleibt unseren Blicken größtenteils verborgen. Eine erste und zaghafte Sichtbarkeit beginnt in den letzten Tagen des Jahres am Morgenhimmel knapp über dem Osthorizont.

Uranus steht am 3.10. in den Fischen in Opposition. Längst aus den südlichen Bereichen am Himmel herausgelöst, kulminiert er kurz nach Mitternacht in 43° Höhe über Süd. Günstigste Beobachtungsbedingungen seit vielen Jahren. Die Helligkeit ist mit 5.7 mag maximal, der Durchmesser erreicht jedoch nur knapp 4 Bogensekunden, ähnlich wie Mars zu Zeiten seiner Konjunktion.

Neptun stand erst am 27.08. in Opposition und kann noch gut im Wassermann aufgesucht werden. Er rutscht jedoch immer weiter gen SW ab, allerdings wird es auch immer früher dunkel, was seine Beobachtung begünstigt. Ende des Jahres versinkt er bereits kurz nach Beginn der Nacht unter den Horizont.

Pluto im Schützen kann noch Anfang Oktober aufgesucht werden. Mitte Oktober geht er bereits in der ersten Nachthälfte unter. Am Neujahrstag steht er in Konjunktion zur Sonne.

Kometen

Mit Spannung erwarten viele die Ankunft des Kometen ISON im 4. Quartal 2013. C/2012 S1, so seine offizielle Bezeichnung, kommt am 28.11. der Sonne mit nur 0.01251 AE sehr nahe (also 1.8 Millionen km oder etwas mehr als ein Sonnendurchmesser). In der Hoffnung, der Komet übersteht diese nahe Begegnung mit unserem Zentralgestirn, ergeben sich folgende Abläufe für seine Sichtbarkeit:

Zunächst nähert sich der Komet dem Mars am 1.10. bis auf 0.0725 AE an, danach der Sonne in bereits erwähnten Abstand. Es wäre durchaus möglich, dass der Komet durch die hohen Temperaturen in Sonnennähe und durch Gezeitenkräfte an der sogenannten Roche-Grenze zerbricht. Seit seiner Entdeckung am 21.09.2012 im Sternbild Krebs durch die russischen Amateurastronomen Witali Newski und Artjom Nowitschonok steht ISON unter ständiger Beobachtung. Mit dem bloßen Auge wird oder könnte er etwa ab Mitte November zu sehen sein, vorausgesetzt, die Prognosen der Fachleute bewahrheiten sich. Am Tage der größten Annäherung an die Sonne (28.11.) erreicht der Komet höchstwahrscheinlich seine größte Helligkeit, die um die -5 bis -6 mag liegen dürfte. Ein weiterer Aspekt ist die Tatsache der extremen Sonnennähe. Zum Zeitpunkt der größten Helligkeit ist er daher nur am Taghimmel oder sehr horizontnah zu sehen, aber nicht am nachtdunklen Himmel. In den ersten Tagen im Dezember ändert sich dies jedoch rasch, da ISON fast senkrecht über der Sonne steht und zügig nach Norden wandert, was bedeutet, dass er bald weit genug vor Beginn der Morgendämmerung aufgeht. Ab der zweiten Monatsdekade wird er sich langsam auch nach Sonnenuntergang bemerkbar machen, jedoch ist eine durchgehende Nachtbeobachtung erst kurz vor Weihnachten möglich, dann stört auch der Mond die Beobachtung sowohl abends als auch später morgens nicht mehr.

Seine größte Annäherung an die Erde erreicht er in der Nacht vom 26. auf den 27.12. mit 0.43 AE (64 Millionen km). Die Bahn von ISON ist gegenüber der Erdbahn um 62° geneigt. Nach der größten Erdannäherung wird er rasch schwächer, er dürfte aber wohl noch bis Mitte Januar 2014 mit bloßem Auge sichtbar bleiben.

Vor der Annäherung an die Sonne bewegt er sich zunächst innerhalb der Erdbahnebene, daher ist eine Beobachtung auf beiden Hemisphären der Erde möglich. Nach der Sonnenpassage werden die Beobachtungsbedingungen auf der Nordhalbkugel täglich günstiger, auf der Südhalbkugel verschwindet er. Der Schweif zeigt steil nach Norden. Sollte er sehr lang werden, wird er sich ab dem 1.12. bereits über dem Horizont zeigen, wenn der Kometenkopf noch nicht aufgegangen ist. Die günstigste Beobachtungsperiode liegt zwischen dem 4. und 14.12. Hoffen wir auf gutes Wetter, was insbesondere im November nicht immer der Fall ist, und auf eine glänzende Kometenerscheinung! Es sei erwähnt, das alles nur gilt, wenn sich der Komet auch so entwickelt wie vorhergesagt. Wir hätten dann in Mitteleuropa den besten Zuschauerplatz.

Sonne

Datum Dämmerungsanfang Aufgang Untergang Dämmerungsende
01.10. 04h 30min 06h 17min 18h 00min 19h 48min
15.10. 04h 53min 06h 40min 17h 29min 19h 17min
01.11. 05h 20min 07h 09min 16h 56min 18h 46min
15.11. 05h 41min 07h 33min 16h 35min 18h 28min
01.12. 06h 01min 07h 58min 16h 19min 18h 17min
15.12. 06h 14min 08h 13min 16h 16min 18h 16min
31.12. 06h 21min 08h 20min 16h 26min 18h 25min

Beginn der Sonnenrotation Nr. 2143: 2013 Oktober 25, 11h 18min
Beginn der Sonnenrotation Nr. 2144: 2013 November 21, 18h 36min
Beginn der Sonnenrotation Nr. 2145: 2013 Dezember 19, 02h 16min

Mond-Phasen

Neumond Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel
05.10. 01h 35min 12.10. 00h 02min 19.10. 00h 38min 27.10. 00h 41min
03.11. 13h 50min 10.11. 06h 57min 17.11. 16h 16min 25.11. 20h 28min
03.12. 01h 23min 09.12. 16h 12min 17.12. 10h 28min 25.12. 14h 48min

Mond-Apsiden

Apogäum Perigäum
Datum MEZ Entfernung in km Datum MEZ Entfernung in km
11.10. 00h 18min 369.813
25.10. 15h 24min 404.558 06.11. 10h 24min 363.361
22.11. 10h 50min 405.446 04.12. 11h 12min 360.065
20.12. 00h 51min 406.271

Kleinplaneten

Mittlere Positionen heller Kleinplaneten zum Zeitpunkt der Opposition im 4. Quartal 2013

Datum Kleinplanet Sternbild α δ Δ (AE) r (AE) PW (φ) mv
Okt 20 (42) Isis Cet 01h 58min -02 19' 1.146 2.127 6.26 9.9
Okt 31 (20) Massilia Ari 02h 25min +14 05' 1.230 2.223 0.16 8.7
Nov 16 (216) Kleopatra Tau 03h 35min -11 02' 1.139 2.123 3.71 9.5
Nov 30 (511) Davida Tau 04h 38min +05 37' 1.630 2.591 6.14 9.8
Dez 24 (532) Herculina Ori 06h 09min +16 36' 1.722 2.701 2.49 9.4

Δ (AE) = Abstand zur Erde
r (AE) = Abstand zur Sonne
PW (φ) = Phasenwinkel
mv = scheinbare (visuelle) Helligkeit

Der Sternenhimmel

Die Herbststernbilder stehen in schönster Pracht am Himmel. Mitte Oktober um Mitternacht finden wir hoch über uns das große Viereck des Pegasus, schon leicht in Richtung Südwest abgedriftet. Durch den Meridian wandert somit die Sternenkette der Andromeda, während wir im Zenit das Himmels-W, die Kassiopeia, finden. Der Perseus folgt ihr nach. Im Osten rücken der Stier und der Fuhrmann auf. Auch der antike Himmelsjäger, der Orion, ist bereits komplett am Himmel zu entdecken.

Der Herbsthimmel strahlt in schönster Pracht. Mitte Oktober um Mitternacht finden wir hoch über uns das große Viereck des Pegasus, schon leicht in Richtung Südwest abgedriftet. Durch den Meridian wandert somit die Sternenkette der Andromeda, während wir im Zenit das Himmels-W, die Kassiopeia, finden. Der Perseus folgt ihr nach. Im Osten rücken der Stier und der Fuhrmann auf. Auch der antike Himmelsjäger, der Orion, ist bereits komplett am Himmel zu entdecken.

Tief am Südwesthimmel finden wir den Wassermann, den Walfisch und die Fische im Süden. Dies sind jedoch nur recht unscheinbare Sternbilder. Im Südosten schlängelt sich der Eridanus dahin, der griechische Fluß der Unterwelt. In der zweiten Hälfte der Nacht steigen der Große Hund mit Sirius und die Zwillinge empor, gefolgt vom Kleinen Hund. Sie komplettieren nun den Winterhimmel.

Zur gleichen Zeit im November hat die Kassiopeia den Zenit überschritten. Andromeda und Pegasus dominieren den Südwesthimmel, während ganz im Westen Reste des sommerlichen Sternenhimmels zu finden sind und untergehen. Der Große Wagen steht tief über Nord. Orion, Stier, Zwillinge und Fuhrmann beherrschen schon in großer Höhe den Anblick des Himmels. In der zweiten Nachthälfte Mitte November steht der Winterhimmel hoch über unseren Köpfen. Tief im Osten setzt der Löwe "zum Sprung" an. Ausgangs der Nacht finden wir schon wieder den Frühlingshimmel über uns.

Mitte Dezember finden wir im Südwesten noch den Herbsthimmel vor. Gegen Mitternacht sinken die herbstlichen Sternbilder im Westen ab. Fuhrmann und Orion kulminieren.
Frühaufsteher finden aufgrund des späten Beginns der Morgendämmerung schon den kompletten Frühlingshimmel vor: der Löwe im Süden, Arktur im Südosten im Bärenhüter. Der Große Wagen steht dann im Zenit.

Besondere Ereignisse

01.10.2013
03 h 00min: Mond nahe bei Mars und Regulus (ISON nur 2° nördlich von Mars, 11 mag!)

08.10.2013
18 h 20min: Mond bei Venus (4°)
Maximum der Draconiden

09.10.2013
11 h 00min: Merkur in größter östlicher Elongation (25.3°, 0.0 mag)

19.10.2013
00 h 50min: Vollmond: Halbschattenfinsternis des Mondes
Eintritt in den Halbschatten: 22:49 MEZ
Größte Phase (0.7649): 00:50 MEZ
Austritt aus dem Halbschatten: 02:51 MEZ
Der Mond läuft nördlich am Kernschatten vorüber, zur Finsternismitte eine leichte Abdunklung des südlichen Bereichs der Mondscheibe. Am besten fotografisch dokumentieren. Der Mond steht ca. 50° über dem Horizont, optimal sichtbar!

21.10.2013
Maximum der Orioniden, ZHR bis 23

25.10.2013
Mond bei Jupiter (6°, ganze Nacht bis 26. morgens)

29.10.2013
02 h 50min: Mond nahe Mars und Regulus (ISON 5° östlich von Mars, 8.2 mag!)

31.10.2013
04 h 00min: Venus-Dichotomie (Halbphase)

01.11.2013
09 h 00min: Venus in größter östlicher Elongation (47.1°, -4.4 mag)

03.11.2013
13 h 50min: Neumond
Ringförmig-totale Sonnenfinsternis (Hybrid-Finsternis). Größte Phase (total) auf 11.7° W und 3.5° N, südlich von Liberia. Dauer: 99 s. Zu Beginn ringförmig. Sichtbar im Mittelmeerraum als kleine partielle Sonnenfinsternis, in Deutschland unsichtbar.

06.11.2013
17 h 40min: Mond nahe Venus (8°)

09.11.2013
Merkur: Morgensichtbarkeit beginnt

17.11.2013
Maximum der Leoniden

18.11.2013
02 h 00min: Merkur in größter westlicher Elongation (19.5°, Morgensichtbarkeit -0.5 mag)

21.11.2013
20 h 00min: Mond nahe Jupiter (7°)

26.11.2013
07 h 00min: Merkur 23' südlich von Saturn (ISON 8° südlich von Merkur, 1.6 mag!)

27.11.2013
02 h 00min: Mond bei Mars (7°)

28.11.2013
Komet ISON in extremer Sonnennähe (0.01251 AE)

01.12.2013
06 h 50min: Letzte Sichtbarkeit der abnehmenden Mondsichel bei Saturn, 2.5°)

05.12.2013
17 h 10min: Mond nahe Venus (7°)

13.12.2013
Maximum der Geminiden, ZHR bis 120

15.12.2013
ab Abenddämmerung: Mond in den Hyaden

21.12.2013
18 h 12min: Wintersonnenwende, astronomischer Winteranfang

26.12.2013
01 h 30min: Mond nahe Mars (5°)
Komet ISON in Erdnähe (0.43 AE)

29.12.2013
ab 05 h 10min: Mond nahe Saturn (3°)

 

Titelbild Ausgabe 4/2013

Dieser Text erschien in

Ausgabe 4 / 2013

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