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Himmelsmechanik
Saros 145 - Forschung, Reisen und Events

Stefan Krause

Abb. 1: Zeitgenössische Karte der Zentralzone der totalen Sonnenfinsternis am 29.06.1927. Besonders hervorgehoben ist Giggleswick als Beobachtungsort des Royal Observatory.

In den vergangenen Jahren wurde kaum eine totale Sonnenfinsternis so sehnsüchtig erwartet wie diejenige in den USA am 21.08.2017. Diese SoFi zählt zur Saros-Serie 145, welche am 04.01.1639 mit einer extrem bescheidenen partiellen Finsternis im westlichen Sibirien begann.

Einige Saros-Perioden später wurden die partiellen Sonnenfinsternisse vom 16.05.1855 und vom 26.05.1873 in Europa beobachtet. Es folgten eine ringförmige SoFi am 06.06.1891 sowie eine ringförmig-totale am 17.06.1909 und schließlich am 29.06.1927. Diese Finsternis soll den Schwerpunkt dieses Artikels bilden. Doch auch über die vier Nachfolgerinnen (1945, 1963, 1981, 1999), die im Hinblick auf Forschung, Astronomie-Tourismus und Öffentlichkeitswirkung von hoher Bedeutung waren, soll berichtet werden. 1891 und 1909 wurden keine wissenschaftlichen Expeditionen unternommen. Man beschränkte sich auf Beobachtungen im Bereich partieller Verfinsterung, welche vor allem der Korrektur des Mondortes (Mondkoordinaten am Himmel) dienten, um zukünftig die Mondbahn und damit auch die Lage von Finsterniszonen auf der Erde mit noch größerer Präzision bestimmen zu können, was auch für die Planung von Expeditionen zu totalen Sonnenfinsternissen von Bedeutung war.

Totale Sonnenfinsternis am 29.06.1927

Die erste im gesamten Verlauf der Zentralzone totale Sonnenfinsternis des Saros 145 fand am 29.06.1927 statt. Sie begann vor der Küste Irlands im Atlantik. Von dort zog sie sich über Wales, England, die Nordsee, Norwegen, Schweden und Finnland ins Eismeer, wo bei Nowaya Semlja mit 50s Dauer die maximale Länge der Totalität erreicht wurde (Abb. 1). Der Mondschatten wanderte parallel zur Nordküste Sibiriens nach Osten. Etwa bei 150° E erreichte er das sibirische Festland, welches er von Nordwest nach Südost überquerte. Die Finsternis endete bei Sonnenuntergang im Bereich der Aleuten. In Mitteleuropa war dies eine tiefe partielle SoFi, bei der am frühen Morgen im Norden Deutschlands bis zu 92% der Sonne vom Mond bedeckt wurden.

Vergleichsweise gute Wetteraussichten wurden in den leeseitigen Tälern im Südosten Norwegens erwartet. Intensive Vorbereitungen gab es aber vor allem in England, wo die British Astronomical Association (BAA) bereits 1925 eine spezielle Kommission eingerichtet hatte. Angesichts der zu erwartenden schwierigen Wetterverhältnisse beschloss man dort, die Beobachter entlang des gesamten britischen Abschnitts der Zentralzone zu verteilen, um die Erfolgschancen zu erhöhen. Bevorzugtes Ziel der meisten nicht-britischen Expeditionen waren allerdings auf Grund besserer Chancen auf klaren Himmel, längerer Totalitätsdauer und höheren Sonnenstandes Orte in den Leelagen der Skanden, insbesondere im Südosten Norwegens und in Schwedisch-Lappland, das wohl die besten Bedingungen bot. Das einzige Observatorium innerhalb der Zentralzone befand sich am Stoneyhurst College. Just während der 22sekündigen Totalität schob sich dort eine kleine Wolke vor die Sonne.

 

Titelbild Ausgabe 3/2017

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