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Zahlen, Daten und Beobachtungshinweise für das 3. Quartal 2006

Heiko Ulbricht

Schwassmann-Wachman-B, aufgenommen von Martin Fiedler mit dem 14-Zoll-MN der Sternwarte Radebeul am 23.04.2006 mit einer ST10-XME-CCD-Kamera. Belichtet wurde 15*45 Sekunden auf den Kometen, der zweigeteilte Kern ist sehr gut zu sehen.

Heiko Ulbricht, Freital (Astroclub Radebeul)

Alle Zeiten entsprechen MEZ und gelten für 51° n. B. und 10° ö. L.
Für MESZ ist zu allen Zeitangaben 1 Stunde zu addieren.

Das 3. Quartal des Jahres 2006 bietet sich zur Beobachtung der weit entfernten Planeten Uranus und Neptun sehr gut an, auch Jupiter ist noch recht günstig zu beobachten. Merkur ist im August am Morgenhimmel auszumachen.

Auch zwei Finsternisse hat das Quartal zu bieten: eine partielle Mondfinsternis am Abend des 7. September, die nahezu zeitgleich mit Mondaufgang beginnt sowie eine ringförmige Sonnenfinsternis am 22. September, die aber unseren Blicken verborgen bleibt, es sei denn, man begibt sich nach Südamerika oder in den südlichen Atlantischen oder Indischen Ozean.

Planeten

Merkur wandert zunächst am 18. Juli 5°.0 südlich an der Sonne vorüber und bleibt somit zu Quartalsbeginn erst einmal unsichtbar. Schon am 7. August erreicht der "kleine Flitzer" unter den Planeten eine größte westliche Elongation mit einem Wert von 19°.2, was zwar nicht sehr viel ist, jedoch ausreicht, dass wir Merkur am Morgenhimmel zu Gesicht bekommen. Da die morgendliche Ekliptik schon recht steil zum Horizont verläuft, haben wir eine gute Chance, den sonnennächsten Planeten zu beobachten. Am Morgen des 7. August beträgt die Helligkeit von Merkur +0 m.1. Als Aufsuchhilfe bietet sich die Venus an. Merkur steht an diesem Tag etwa 3°.0 südöstlich des Morgensterns, am Morgen des 9. August erreichen sie ihren kleinsten Abstand von 2°.3. Nach dem 9. August bewegt sich Merkur von der Venus wieder in östlicher Richtung weg und wird um den 16. August wieder im Schein der Sonne unsichtbar.

Venus ist nach wie vor Morgenstern. Aufgrund der steiler werdenden Lage der Ekliptik kann sie im Juli und August nochmals etwas besser beobachtet werden. Ihr Anblick im Fernrohr erinnert um die Mitte des Quartals an den Mond, 2 Tage nach Vollmond. Ihre Helligkeit ist mit -3 m.9 minimal. Bis in die erste Hälfte des September kann sie noch aufgesucht werden, danach verbschiedet sie sich vom Morgenhimmel.

Mars bewegt sich zielstrebig weiter auf die Sonne zu. Er kann nur noch Anfang Juli für kurze Zeit in der Abenddämmerung aufgesucht werden und kurz nach 22 Uhr sinkt er unter den Horizont. Danach müssen wir uns für einige Monate von ihm verabschieden.

Jupiter ist derzeit der einzige, "noch brauchbar" zu beobachtende Planet, zumindest mit bloßem Auge. Anfang des Quartals zieht sich der Gasriese jedoch schon aus der zweiten Nachthälfte zurück und geht kurz nach 1 Uhr unter. Seine Helligkeit beträgt -2 m.3, sein scheinbarer Durchmesser erreicht noch immer knapp 41´´. Im weiteren Verlauf geht Jupiter immer früher unter und sinkt Anfang September bereits gegen 21 Uhr unter den Horizont. Auch auf ihn müssen wir danach für einige Zeit verzichten.

Saturn verschwindet noch eher als Mars von der Himmelsbühne und kommt am 7. August in Konjunktion zur Sonne. Jedoch ist es schon Anfang September in der Morgendämmerung aufgrund steiler Ekliptik wieder möglich, einen Blick auf ihn und seine Ringe zu werfen. Seine Helligkeit ist jedoch mit +0 m.5 noch minimal.

Uranus ist nun wieder recht gut in der zweiten Nachthälfte zu beobachten. Am 1. Juli steigt der Planet kurz nach 23 Uhr über den Horizont. Seine Beobachtungsbedingungen werden stetig besser, da er am 5. September in Opposition zur Sonne kommt. Seine Helligkeit erreicht nun +5 m.7; unter einem sehr dunklen, streulichtfreien Himmel und unter genauer Kenntnis seines Ortes unter den Sternen könnte er also gerade noch mit bloßem Auge erkannt werden. Wir finden ihn mit rückläufiger Bewegung in westlicher Richtung in der Nähe des +3 m.7 hellen Sterns λ Aqr.

Neptun kommt gut einen Monat früher wie Uranus, nämlich am 11. August, in Opposition und ist in diesem Quartal ebenfalls sehr gut zu beobachten. Bei einer Helligkeit von +7 m.8 reicht schon ein gutes Fernglas aus, ihn aufzufinden. Neptun hält sich im Sternbild Steinbock auf.

Plutos Beobachtungsperiode geht in diesem Quartal langsam dem Ende entgegen. Bis in die erste Monatshälfte des Septembers lässt sich der weit entfernte Planet in der Nähe des +3 m.5 hellen Sterns ξ Ser noch beobachten.

Planetoiden

Kleinplaneten (6) Hebe erreicht die Opposition am 4. August im Sternbild Wassermann und wird dabei +7 m.8 hell.

(15) Eunomia kommt am 29. Juli im Sternbild Steinbock in ihre günstigste Beobachtungsposition, wobei sie eine Helligkeit von +8 m.3 erreichen wird.

(68) Leto können wir zum Oppositionszeitpunkt am 20. September im Sternbild Wassermann aufsuchen, wobei der Kleinplanet +9 m.6 hell wird.

(704) Interamnia, ein eher unbekannter Planetoid - zumindest vom Namen her - kommt am 18. August in eine günstige Opposition zur Sonne, wobei der Planetoid eine Helligkeit von +10 m.0 zu bieten hat. Wir finden ihn im Sternbild Pegasus, etwa 1°.5 östlich des +2 m.35 hellen Sterns ε Peg (Enif).

Hinweise zur Beobachtung der Perseiden in der Nacht vom 12. zum 13. August

Leider stört in diesem Jahr der Mond die Beobachtung erheblich, denn nur 3 Tage zuvor ist Vollmond (s. Mondphasentabelle). Wir werden das kosmische Feuerwerk also leider nicht unter einem vollkommen dunklen Himmel erleben können. Mondaufgang ist am 12. August um 20.59 Uhr MEZ, also zu einer denkbar ungünstigen Zeit. Die höchste Aktivität der Perseiden wird bei 320° Erdposition auf ihrer Bahn um die Sonne erreicht. Hier kreuzt unser Heimatplanet die Bahnen der Teilchen des Mutterkometen der Perseiden, 109 P/Swift-Tuttle, wobei dieser Punkt ziemlich genau gegen Mitternacht in der Nacht vom 12. zum 13. August passiert wird. Aufgrund des Mondes werden wir jedoch nur etwa die Hälfte der Perseiden beobachten können, die sichtbar wären, würde der Mond nicht stören. Der Radiant der Perseiden liegt in der Nähe des Doppelsternhaufens h und χ im Perseus.

Der Sternenhimmel

Zur Mitte des Quartals finden wir die drei bekanntesten Sternbilder des Sommers, Leier, Schwan und Adler in großer Höhe über dem Südhorizont. Deren drei Hauptsterne - Wega, Deneb und Atair - bilden das bekannte Sommerdreieck, welches sich zur Orientierung am sommerlichen Himmel sehr gut eignet. Schwan, Leier und Adler liegen inmitten der Milchstraße, welche sich nun steil über den Südosthorizont erhebt. Weitab menschlicher Siedlungen ist ein Spaziergang entlang der Milchstraße ein besonders eindrucksvolles Erlebnis, wozu sich ein lichtstarkes Fernglas am besten eignet. In der Region um Schwan und Adler zeigt die Milchstraße eine sehr zerklüftete Struktur. Die scheinbare "Sternenleere" wird durch vorgelagerte Dunkelwolken hervorgerufen, welche das Licht dahinterstehender Sterne absorbiert. Etwas nördlich von Deneb finden wir eine solche "sternenleere" Region, welche als "Nördlicher Kohlensack" bezeichnet wird - eine Dunkelwolke in 1800 Lichtjahren Entfernung zu uns.

In den sommerlichen Nächten zeigt uns die Milchstraße ihren größten Reichtum an Objekten, den sie zu bieten hat. Von Südost steigt sie steil zum scheitelnahen Osthimmel empor, um von diesem Punkt an wieder nach Nordosten abzusinken. Im Süden folgen wir ihrem Zuge in den Sternbildern Schütze und Schlangenträger, wo sie eine große Breite zeigt. Helle Sternen- und Dunkelwolken geben ihr das Gepräge. Folgen wir ihrem Verlauf weiter nach Norden, treffen wir auf eine helle Region, die auch als "Schildwolke" bekannt ist und schon deutlich mit bloßem Auge auffällig ist. Das kleine Sternbild Schild (Scutum) bietet eine reichhaltige Fülle an interessanten Beobachtungsobjekten, wobei der helle offene Sternhaufen M 11 mit einer Helligkeit von +5 m.8 als erstes zu erwähnen wäre. Er könnte auch schon mit einem kugelförmigen Sternhaufen verglichen werden - eine eindeutige Zuordnung fällt etwas schwierig. Viele weitere offene Sternhaufen, wie NGC 6604 oder M 26 finden sich in dieser hübschen Region der sommerlichen Milchstraße, wobei ersterer +6 m.5 hell ist, letzterer +8 m.0.

Die partielle Mondfinsternis am Abend des 7. September

Saroszyklus: 118
Gamma: -0.9261
Größe: 0.1897

Opposition von Sonne und Mond in Rektaszension: September 7, 19 h 01min 13 s MEZ
Mondaufgang für 51 o n. B. und 10 o ö. L.: 18 h 50min
Sonnenuntergang für 51 o n. B. und 10 o ö. L.: 18 h 56min

Eintritt in den Halbschatten
MEZ: 17 h 43min
hMond: -11 o.8
hSonne: +10 o.0

Eintritt in den Kernschatten
MEZ: 19 h 09min
hMond: +0 o.6
hSonne: -2 o.5

Größte Phase (0.1897)
MEZ: 19 h 54min
hMond: +8 o.2
hSonne: -10 o.2

Austritt aus dem Kernschatten
MEZ: 20 h 39min
hMond: +14 o.4
hSonne: -16 o.4

Austritt aus dem Halbschatten
MEZ: 21 h 59min
hMond: +24 o.1
hSonne: -25 o.9

Ende der Bürgerlichen Dämmerung (Sonne -6 o.0 unter dem Horizont): 19 h 27min MEZ
Ende der Nautischen Dämmerung (Sonne -12 o.0 unter dem Horizont): 20 h 07min MEZ
Ende der Astromischen Dämmerung: (Sonne -18 o.0 unter dem Horizont): 20 h 52min MEZ

Bei klarem Wetter, welches im September häufig anzutreffen ist, eine sehr schöne partielle Finsternis, die zum Eintrittszeitpunkt des Mondes in den Kernschatten sicherlich viele stimmungsvolle Aufnahmen aufgrund der Horizontnähe des Erdtrabanten ermöglichen wird. Allerdings ist der Himmel noch sehr hell.

Sonne

Datum Dämmerungsanfang Aufgang Untergang Dämmerungsende
01.07. - 04 h 05min 20 h 42min -
15.07. - 04 h 18min 20 h 32min -
01.08. 01 h 59min 04 h 41min 20 h 10min 22 h 51min
15.08. 02 h 45min 05 h 02min 19 h 45min 22 h 01min
01.09. 03 h 29min 05 h 59min 19 h 09min 21 h 09min
15.09. 03 h 59min 05 h 51min 18 h 38min 20 h 29min
30.09. 04 h 28min 06 h 15min 18 h 04min 19 h 51min

Mond-Phasen

Neumond Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel
03.07. 11.07. 17.07.
25.07. 02.08. 09.08. 16.08.
23.08. 01.09. 07.09. 14.09.
22.09. 30.09.

Mond-Apsiden

Apogäum Perigäum
Datum MEZ Entfernung in km Datum MEZ Entfernung in km
01.07. 21:13 404449 13.07. 18:31 364285
29.07. 14:04 405403 10.08. 19:29 359748
26.08. 02:21 406265 08.09. 04:06 357177
22.09. 06:20 406499

Kleinplaneten

Mittlere Positionen zum Zeitpunkt der Opposition

Kleinplanet α δ Δ (AE) r (AE) mv
Hebe 20h56min -13 58´ 1.138 2.151 7.8
Eunomia 20h31min -14 07´ 1.491 2.504 8.3
Leto 23h48min -13 08´ 1.276 2.268 9.6
Interamnia 21h50min +09 23´ 1.741 2.704 10.0

Δ (AE) = Abstand zur Erde; r (AE) = Abstand zur Sonne

Veränderliche

03.07. 00h30m
β Persei (Bedeckungsveränderlicher) im Minimum

11.07. 23h15m
XZ And (Bedeckungsveränderlicher) im Minimum

12.07. 19h15m
δ Cephei im Maximum

25.07. 23h05m
β Persei (Bedeckungsveränderlicher) im Minimum

30.08. 23h15m
XZ And (Bedeckungsveränderlicher) im Minimum

07.08. 00h45m
η Aql (δ-Cephei-Stern) im Maximum

13.08. 23h59m
δ Cephei im Maximum

18.08. 23h15m
XZ And (Bedeckungsveränderlicher) im Minimum

22.08. 23h59m
υ Cep (Bedeckungsveränderlicher) im Minimum

24.08. 20h45m
δ Cephei im Maximum

27.08. 23h30m
υ Cep (Bedeckungsveränderlicher) im Minimum

01.09. 23h15m
υ Cep (Bedeckungsveränderlicher) im Minimum

06.09. 21h35m
β Lyr (Bedeckungsveränderlicher) im Minimum

06.09. 23h05m
υ Cep (Bedeckungsveränderlicher) im Minimum

06.09. 23h30m
β Per (Bedeckungsveränderlicher) im Minimum

06.09. 23h30m
XZ And (Bedeckungsveränderlicher) im Minimum

16.09. 22h20m
υ Cep (Bedeckungsveränderlicher) im Minimum

20.09. 23h59m
AI Dra (Bedeckungsveränderlicher) im Minimum

25.09. 22h20m
δ Cephei im Maximum

Besondere Ereignisse

04.07.2006
Erde im Aphel
22h00m: Mond sehr nah bei Spica

05.07.2006
22h00m: Mond bei Jupiter

23.07.2006
03h00m: Mond bei Venus

24.07.2006
03h30m: Letzte Sichtbarkeit der abnehmenden Mondsichel

27.07.2006
23h40m: Erste Sichtbarkeit der zunehmenden Mondsichel

01.08.2006
21h00m: Mond zwischen Jupiter und Spica

02.08.2006
21h00m: Mond bei Jupiter

04.08.2006
21h00m: Mond sehr nah bei Antares

07.08.2006
02h00m: Merkur in größter westlicher Elongation (19°.2)
13h00m: Saturn in Konjunktion zur Sonne

11.08.2006
06h00m: Neptun in Opposition zur Sonne

13.08.2006
00h00m: Maximum der Perseiden-Meteore

16.08.2006
23h00m: Mond bei den Plejaden

21.08.2006
04h00m: Mond bei Pollux und Venus

22.08.2006
04h00m: Letzte Sichtbarkeit der abnehmenden Mondsichel, sehr tief bei Merkur, Venus und Saturn

27.08.2006
04h00m: Venus sehr nahe bei Saturn, Abstand 10'
19h40m: Erste Sichtbarkeit der zunehmenden Mondsichel

29.08.2006
19h40m: Mond bei Jupiter

01.09.2006
Maximum der α-Aurigiden-Meteore

05.09.2006
12h00m: Uranus in Opposition

07.09.2006
19h54m: Partielle Mondfinsternis (0.1897), bei Mondaufgang beobachtbar

12.09.2006
20h30m: Mond durchquert die Plejaden, Bedeckung mehrerer Plejadensterne

19.09.2006
03h00m: Mond bei Saturn

21.09.2006
03h00m: Letzte Sichtbarkeit der abnehmenden Mondsichel

22.09.2006
12h40m: Ringförmige Sonnenfinsternis, ringförmige Phase kurzzeitig bei Sonnenaufgang in Südamerika (Surinam und Französisch-Guayana) sichtbar, sonst nur über dem südlichen Atlantischen und Indischen Ozean

23.09.2006
05h03m: Herbstanfang

26.09.2006
18h30m: Erste Sichtbarkeit der zunehmenden Mondsichel

 

Titelbild Ausgabe 3/2006

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Ausgabe 3 / 2006

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