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Über den Dächern von Male - Sonnenfinsternis auf den Malediven am 15.01.2010

Stefan Krause

Ringförmige Sonnenfinsternis

Stefan Krause, Bonn

Einführung

Die ringförmige Sonnenfinsternis am 15. Januar 2010 hat nicht nur in der astronomischen Szene, sondern auch in den internationalen Medien eine Aufmerksamkeit erfahren, wie man sie sonst eher bei totalen SoFis gewohnt ist. Dafür gibt es mindestens drei Gründe:

  1. Die Zentralzone erstreckte sich über dicht besiedelte und auch für Reisende gut erreichbare Regionen.

  2. Die Zentralzone zog sich u. a. über Indien, wo bereits 6 Monate zuvor eine totale Sonnenfinsternis beobachtet werden konnte.

  3. Es war mit bis zu 11m10s Dauer die längste ringförmige Sonnenfinsternis des gesamten dritten Jahrtausends - und genau diese Tatsache war ein perfekter Aufhänger für die Medien.

Während totale Sonnenfinsternisse touristische Großevents sind, zu deren Begleiterscheinungen trotz teils stark erhöhter Preise ausgebuchte Quartiere und Flüge zählen, ist es nach wie vor nur der harte Kern der "Eclipse-Chaser", welcher zu ringförmigen Finsternissen reist. Engpässe bei Quartieren und Flügen gibt es genauso wenig wie "SoFi-Zuschläge" bei den Preisen. Im Fall der Finsternis vom Januar 2010 hatte man allenfalls die Qual der Wahl zwischen mehreren attraktiven Alternativen. Von den SoFi-Reisenden aus dem deutschsprachigen Raum entschieden sich die meisten für das Urlaubsparadies Malediven und das Kulturreise-Ziel Indien, eine geringere Anzahl für Kenia. Einige Abenteuerlustige bevorzugten Myanmar (Birma/Burma), für das neben seiner reichen buddhistischen Kultur vor allem die niedrige Bewölkungswahrscheinlichkeit (nur etwa 15%) sprach. Aber nicht nur dort, sondern auch fast überall sonst entlang der Zentralzone zeigte sich das Wetter am Finsternis-Tag von der freundlichen Seite, sodass man fast nichts anderes als Erfolgsmeldungen las. Vereinzelt - z. B. auf den Malediven oder und in Nairobi - gab es durchaus Wolken, doch wirklich ruinieren konnten sie die Show nicht.

Großes Interesse fand die Finsternis bei der Bevölkerung, wie Berichte aus Ostafrika und Asien zeigen. Auf den Malediven war aus Anlass der SoFi sogar die erste wissenschaftliche Vereinigung des kleinen Landes gegründet worden; in Sri Lanka lenkte der Verlauf der Zentralzone den Blick auf die tamilischen Gebiete, in denen der lange Bürgerkrieg gerade erst zu Ende gegangen war. Doch die bei weitem meiste Aufmerksamkeit genoss die Finsternis in Indien. Nach dem 22. Juli 2009 war es die zweite große SoFi binnen sechs Monaten, deren Zentralzone sich über den Subkontinent zog. Es gab nicht nur öffentliche Beobachtungen und Webcasts, sondern auch mehrere wissenschaftliche Vorhaben. So sollte im Projekt "Eclipse Watch" das Verhalten von Tieren während der Finsternis studiert werden. Die indische Weltraumbehörde setzte 11 Höhenforschungsraketen ein, um die Auswirkungen des durchziehenden Mondschattens auf die Erdatmosphäre zu untersuchen. Auf den Malediven wiederum hatte ein Gruppe Position bezogen, die sich mit dem sehr umstrittenen und bislang unbewiesenen "Allais-Effekt" beschäftigte, einer möglichen Störung der Bewegung eines (foucaultschen bzw. parakonischen) Pendels während einer totalen Sonnenfinsternis.

 

Titelbild Ausgabe 2/2010

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