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Geschichte der Astronomie
"Die Instrumenta werden sich schon finden" - Über die Neptun-Entdeckung am Berliner Himmel

Silvia Friedrich

Silvia Friedrich, Kleinmachnow

Vor 300 Jahren war Berlins Bedeutung als Stadt der Wissenschaft äußerst gering. Die Gründung einer Universität lag zeitlich noch in weiter Ferne. Der Ort inmitten der "Märkischen Streusandbüchse" bot keinen Anreiz für ernstzunehmende Wissenschaftler. Interessierte sich der jeweilige Kurfürst für die Astronomie, konnte er, wie ab 1522 geschehen, Hofmathematiker verpflichten. So kamen Johann Carion und später Leonhard Thurneysser in kurfürstliche Dienste. Carion, eher Astrologe als Sternengucker, verfasste später ein erstes astronomisches Werk "Bedeutnus und offenbarung warer himlischer Influxion". Thurneysser, Leibarzt, Alchimist und Astrologe, brachte nach 1570 erstmals Kalender heraus, deren astrologische Prognosen auch entscheidend der Verbreitung der Astronomie dienten.

Voran ging es im Bereich der Sternenkunde, als Kurfürst Friedrich III. auf Anregung Gottfried Wilhelm Leibniz' am 11. Juli 1700 die Brandenburgische Societät, die spätere Preußische Akademie der Wissenschaften, gründete. Dem vorausgegangen war um 1700 die Einführung des sogenannten "Verbesserten Kalenders", die Gregorianische Kalenderreform in den protestantischen Staaten Deutschlands. Astronomen hatten erheblichen Anteil an der Kalenderberechnung. Dieser Umstand, zudem der Wunsch der Kurfürstin Sophie-Charlotte, in Berlin ein astronomisches Observatorium zu errichten und Leibniz' Bestrebungen zur Schaffung einer Akademie, führten schließlich zur Gründung der "Academie des Sciences" und eines Observatoriums. Die ständig leeren Staatskassen des Kurfürsten, der sich ein Jahr später selbst zum König in Preußen erhob und ab da Friedrich I. nannte, sollten mit Hilfe einer Kalendersteuer wieder gefüllt werden. In den preußischen Staaten durften nur noch die Kalender der Berliner Akademie verkauft werden. Am 10. Mai 1700 erfolgte somit das Kalender-Patent für eine später noch zu gründende Berliner Sternwarte. Mit den Einnahmen des Monopols der Kalenderherstellung finanzierte sich die Akademie. Erster Astronom wurde Gottfried Kirch. Mangels Sternwarte beobachtete Kirch anfangs von seinen wechselnden Mietwohnungen aus. Ab 1705 stand ihm die Privatsternwarte des Freiherrn von Krosigk zur Verfügung. Erst 1709 wurde die erste Sternwarte Berlins in Betrieb genommen. Kirch, der bekannt war durch Ephemeriden-Berechnungen, hatte seine Frau und selbst seine Kinder zu häufigen Beobachtungen des Himmelsgeschehens animiert. Obwohl die Familie eher dilettantisch und unsystematisch alles aufschrieb, was es zu entdecken gab, hätte Ehefrau Maria Margaretha das Amt des Akademie-Astronomen nach dem Tod ihres Mannes durchaus übernehmen können. Als Frau war ihr dieses jedoch verwehrt. Kirch starb bereits 1710, ein Jahr vor der Einweihung der Sternwarte. In den Folgejahren wechselte das Direktorat sehr häufig.

 

Titelbild Ausgabe 2/2009

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