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Sternzeit-Himmel
Aktuelle Beobachtungshinweise für das 1. Quartal 2020

Heiko Ulbricht

Die Halbschattenfinsternis des Mondes vom 18./19.10.2013. Der Mond drang mit nur 76% seines Durchmessers in den Halbschatten ein, dennoch kann man eine deutliche Abschwächung im Südteil bemerken. (Foto: Heiko Ulbricht, Freital)

Alle Zeitangaben in MEZ und für 51° n. B. und 10°. ö. L.!

Planeten

Merkur bietet Ende Januar/Anfang Februar seine so ziemlich beste Sichtbarkeit am Abendhimmel für das ganze Jahr, abgesehen von einer solchen im Mai. Am 26.01. könnte er das erste Mal tief im Südwesten sichtbar werden. Wenn die Sonne um 17:20 Uhr knapp 4° unter dem Horizont steht, befindet sich Merkur 3.7° oberhalb desselben und leuchtet mit einer stattlichen Helligkeit von -1.1 mag! Bis Ende Januar verschiebt sich der Untergang des Planeten auf 18:25 Uhr. Dabei nimmt seine Helligkeit geringfügig auf -1.0 mag ab. Der scheinbare Durchmesser des Merkurscheibchens liegt bei 5.6“. Am 11.02. steht er in Dichotomie, ist also als „Halbmerkur“ im Teleskop zu sehen.

Bis etwa zum 13.02. kann er noch ganz gut am Abendhimmel aufgefunden werden. Bis 19:16 Uhr verlagert sich seine Untergangszeit nach hinten, er wird aber auch schnell lichtschwächer. Bis zum genannten Tag verringert sich seine Helligkeit auf -0.1 mag, der scheinbare Durchmesser steigt auf 7.8“. Bis zum 15. sollte es problemlos möglich sein, ihn noch ausfindig zu machen, ehe er langsam vom Licht der Sonne verschluckt wird. Am 26.02. steht er schon wieder in einer unteren Konjunktion zur Sonne.

Venus begrüßt uns am Neujahrsabend 2020 als -4.0 mag heller Abendstern. Wenn die Sonne um 17:17 Uhr 8° unterhalb des Horizontes zu finden ist, steht Venus schon 13.8° über selbigem bei einem Winkelabstand zur Sonne von 34.6°. Gegen 19:22 Uhr sinkt sie am ersten Tag des neuen Jahres unter den Horizont. Am 28.01. bekommt sie Besuch von der Mondsichel, stets eine der schönsten Konstellationen überhaupt. Diese, folgende und andere Begegnungen findet man in den „Besonderen Ereignissen“.
In den folgenden Wochen bis zum Ende des ersten Quartals baut sie kontinuierlich ihre Abendsichtbarkeit aus. Begünstigend kommt die immer steilere Lage der Ekliptik hinzu. Am 31.03. leuchtet sie mit -4.5 mag bei 25.4“ scheinbarem Durchmesser. Erst gegen 23:33 Uhr geht sie unter. Ihre größte östliche Elongation nimmt sie am 24.03. ein, sie ist dann 46° von der Sonne entfernt. Am 27.03. finden wir im Teleskop eine halb beleuchtete Venus vor, Dichotomie tritt ein.

Mars ist am Morgenhimmel zu finden. Zusammen mit Jupiter und Saturn bildet er Ende März eine sehr schöne Konstellation, die am 18.03. durch die Sichel des abnehmenden Mondes verziert wird. Am Neujahrsmorgen finden wir ihn im Sternbild Waage bei einer Helligkeit von +1.6 mag. Der scheinbare Durchmesser erreicht gerade einmal 4.3“, es dürften auch in größeren Teleskopen noch keine allzu deutlichen Einzelheiten seiner Oberfläche erkennbar sein. Bis zum 31.03. verlagert sich seine Aufgangszeit auf 3:41 Uhr nach vorn, seine Helligkeit liegt jetzt schon deutlich höher bei +0.8 mag, der scheinbare Durchmesser wächst auf 6.4“. Am 20.03. steht er nur 43.6‘ südlich von Jupiter. Am Monatsletzten steht er in unmittelbarer Nähe von Saturn.

Jupiter ist ebenso wie Mars und Saturn am Morgenhimmel zu finden. Am 27.12. des Vorjahres stand er erst in Konjunktion zur Sonne, er wird aber wieder rasch am Morgenhimmel sichtbar – Ende Januar steht er bereits 27° westlich der Sonne im Schützen bei -1.9 mag. Bis Quartalsende rückt seine Aufgangszeit auf 3:17 Uhr nach vorn, während seine Helligkeit schon wieder -2.1 mag erreicht hat.

Saturn finden wir zunächst am 13.01. in Konjunktion zur Sonne, d.h. er wandert mit ihr über den Tageshimmel und bleibt unsichtbar. Im letzten Drittel des Februars taucht er sodann mit aller Gemütlichkeit am Morgenhimmel im Südosten auf. Wie Jupiter finden wir ihn im Schützen. Am 21.03. passiert er die Grenze vom Schützen zum Steinbock. Am 31.03. erreicht seine Helligkeit +0.7 mag. Am 19.03. trifft die schmale Mondsichel bei Saturn ein und bildet mit ihm, Jupiter und Mars, wie schon am Tag zuvor, eine schöne Konstellation. Am 31.03. wird der Ringplanet vom Roten Planeten überholt. Allerhand Bewegung also am Morgenhimmel!

Uranus ist ein Planet des Abendhimmels. Er zieht sich jedoch im Laufe des Quartals von selbigem immer mehr zurück. Bis Mitte März kann er noch anfangs in den Fischen und später im Widder aufgespürt werden. Seine Helligkeit geht auf +5.9 mag zurück.

Neptun zieht sich noch eher als Uranus vom Abendhimmel zurück. Am 08.03. wird er von der Sonne im Sternbild Wassermann eingeholt und gelangt in Konjunktion mit ihr. Er hält sich am Tageshimmel auf und bleibt nachts unsichtbar. Allenfalls in der ersten Januarhälfte kann er noch am Abendhimmel aufgespürt werden.

Pluto steht im ersten Monat des neuen Jahres am gleichen Tag wie Saturn – am 13.01. – in Konjunktion zur Sonne und ist unsichtbar. Ende März findet sich der Zwergplanet wieder am Morgenhimmel ein. Zusammen mit Mars, Jupiter und Saturn bildet er eine Viererkonstellation, kann aber aufgrund seiner Helligkeit natürlich nicht mit bloßem Auge gesehen werden.

Sonne

Datum Dämmerungsanfang Aufgang Kulmination Untergang Dämmerungsende
01.01. 06h 21min 08h 20min 12h 23min 16h 26min 18h 26min
15.01. 06h 18min 08h 14min 12h 29min 16h 44min 18h 41min
01.02. 06h 03min 07h 55min 12h 33min 17h 12min 19h 04min
15.02. 05h 43min 07h 31min 12h 34min 17h 37min 19h 26min
01.03. 05h 14min 07h 01min 12h 32min 18h 03min 19h 51min
15.03. 04h 42min 06h 31min 12h 28min 18h 27min 20h 17min
31.03. 04h 01min 05h 55min 12h 24min 18h 53min 20h 49min
           

Beginn der Sonnenrotation Nr. 2226: 2020 Januar 06 10h 13min
Beginn der Sonnenrotation Nr. 2227: 2020 Februar 02 18h 23min
Beginn der Sonnenrotation Nr. 2228: 2020 März 01 02h 28min
Beginn der Sonnenrotation Nr. 2229: 2020 März 28 09h 59min

Mond-Phasen

Neumond Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel
  03.01. 05h 45min 10.01. 20h 21min 17.01. 13h 59min
24.01. 22h 42min 02.02. 02h 42min 09.02. 08h 33min 15.02. 23h 17min
23.02. 16h 32min 02.03. 20h 57min 09.03. 18h 47min 16.03. 10h 34min
24.03. 10h 28min      

Mond-Apsiden

Apogäum Perigäum
Datum MEZ Entfernung in km Datum MEZ Entfernung in km
02.01. 02h 32min

404576

13.01. 21h 22min 365962
29.01. 22h 28min 405390 10.02. 21h 27min 360467
26.02. 12h 35min 406277 10.03. 07h 28min 357128
24.03. 16h 24min 406691      

Meteorströme

Gleich zu Beginn des Jahres 2020 grüßen die Quadrantiden. Ihr Aktivitätszeitraum erstreckt sich dabei vom 01. bis zum 10.01. und sie können in der zweiten Nachthälfte beobachtet werden. Der Radiant im Sternbild Bootes (daher auch Bootiden genannt), erreicht erst nach Mitternacht eine ausreichende Höhe über dem Horizont. Somit eignen sich die Morgenstunden am besten, nach den Meteoren Ausschau zu halten. Hellere Objekte wie bei den Perseiden oder gar den Tauriden sind eher selten. Das spitze Maximum wird in den Morgenstunden des 04.01. erwartet. Der Mond geht gegen 01:17 Uhr unter, stört die Beobachtung also nicht mehr. Rund 100 Meteore können zum Maximum pro Stunde erwartet werden, in einigen Jahren war es die doppelte Anzahl. Die Quadrantiden treten mit etwa 40 km/s in die Erdatmosphäre ein.

Die Halbschattenfinsternis des Mondes am 10.01.2020

Am Freitag, dem 10.01.2020, tritt der Mond wieder einmal in den Schatten der Erde ein. Allerdings nur in den Halbschatten. Aber immerhin tut er dies mit 92% seines scheinbaren Durchmessers. Er kommt somit dem Kernschatten der Erde ziemlich nah. Da der Mond nördlich am Kernschatten vorüberzieht, wird man zur Finsternismitte um 20:10 Uhr eine doch merkliche Abschwächung des Mondlichts im Südteil des Erdtrabanten feststellen. Die Kontaktzeiten findet man in den „Besonderen Ereignissen“. Ein- und Austritt des Mondes aus dem Halbschatten bleiben ohnehin unbeobachtbar. Allerdings kann man die Abschwächung des Mondes zur Mitte der Finsternis sehr gut fotografisch dokumentieren – so wie bei der Halbschattenfinsternis vom 18./19.10.2013, als der Mond nur mit 76% seines Durchmessers im Halbschatten verschwand. Die heutigen Kamerasensoren nehmen selbst geringste Helligkeitsverläufe sehr gut wahr. Halbschattenfinsternisse des Mondes gehören schon längst nicht mehr in die Schublade der „nicht beobachtbaren Ereignisse“.

Der Sternenhimmel

Der Sternenhimmel zeigt sich zu Beginn des neuen Jahres in seiner schönsten winterlichen Pracht. Mitte Januar steigt Sirius gegen 19 Uhr über den Horizont und komplettiert das Wintersechseck. Oberhalb des Großen Hundes finden wir das Einhorn, ein eher lichtschwaches Sternbild. Unterhalb des Himmelsjägers Orion „hoppelt“ der Hase über den Himmel, trotz seiner nur geringen Höhe ein recht markantes Sternbild. Den Zenit ziert der Perseus mit dem bekannten Doppelsternhaufen. Den Südwesten markiert der Walfisch. Zwischen ihm, der Andromeda und dem Pegasus verlaufen die Fische. Auch sie bestehen nur aus lichtschwachen Sternen. Um Mitternacht steht der Löwe bereits komplett am Himmel, Jungfrau und Bootes folgen ihm nach.

Mitte Februar nehmen die Frühlingssternbilder bereits den kompletten Südostquadranten des Himmels ein, während die Wintersternbilder den Südwesten beherrschen und sich dem Untergange nähern.

Mitte März hat der Löwe um Mitternacht den Meridian erreicht, die Jungfrau zieht nach. Rabe und Becher ziehen tief über Süd ihre Bahn am Himmel. Und noch weiter südlich „schwimmt“ die Wasserschlange dahin, das größte Sternbild in Rektaszension: es erstreckt sich von 8h 10m 56s bis 15h 02m 31s! Der hellste Stern Alphard ist mit 1.98 mag recht hell. Er leuchtet aus 180 Lichtjahren Entfernung zu uns herüber und besitzt die 400fache Leuchtkraft unserer Sonne. Er gehört zu den orangeroten Riesensternen. Den Zenit schmückt der Große Wagen, der bekannteste Teil des eigentlichen Sternbildes Großer Bär. Gegen 3 Uhr erscheint tief über Südost der Skorpion am Himmel, darüber die Schlange und der Schlangenträger. Obwohl die Ekliptik durch das Sternbild verläuft und sich die Sonne sogar länger in selbigem aufhält als im benachbarten Skorpion, gehört es nicht zum Tierkreis. Das Sommerdreieck, bestehend aus Wega, Deneb und Atair, steht im Nordosten „in den Startlöchern“, um uns schon auf kommende, warme Sommernächte einzustimmen.

Besondere Ereignisse

01.01.2020
00h 00min: Neujahr, 2020 beginnt

05.01.2020
00h 20min: Mond bei Uranus (4.7°)
09h 00min: Erde im Perihel (Sonnennähe), 0.983 AE = 147090715 km

07.01.2020
18h 00min: Mond in den Hyaden

10.01.2020
16h 00min: Merkur in oberer Konjunktion zur Sonne
20h 10min: Halbschattenfinsternis des Mondes
18h 06min: Eintritt in den Halbschatten
20h 10min: Mitte der Finsternis (0.921)
22h 14min: Austritt aus dem Halbschatten

11.01.2020
08h 00min: Uranus Stillstand, anschließend rechtläufig

13.01.2020
14h 00min: Pluto in Konjunktion zur Sonne
16h 00min: Saturn in Konjunktion zur Sonne

20.01.2020
07h 00min: Mond bei Mars (7.2°)

21.01.2020
07h 00min: Mond bei Mars (5.9°)

23.01.2020
07h 40min: Mond bei Jupiter (2.8°), schwierig, Fernglas benutzen!

27.01.2020
20h 00min: Venus extrem nah bei Neptun (5.2‘!), Fernglas benutzen!

28.01.2020
17h 50min: Mond bei Venus (4.9°), Neptun in unmittelbarer Nähe, nur mit Fernglas sichtbar!

01.02.2020
18h 30min: Mond bei Uranus (7.1°)

10.02.2020
15h 00min: Merkur in größter östlicher Elongation (18°)

12.02.2020
06h 00min: Merkur im Perihel

16.02.2020
11h 00min: Merkur Stillstand, anschließend rückläufig

18.02.2020
06h 20min: Mond bei Mars (3.7°)

19.02.2020
06h 20min: Mond zwischen Mars und Jupiter

20.02.2020
06h 20min: Mond zwischen Jupiter und Saturn (Abstand zu Saturn 4.8°)

26.02.2020
03h 00min: Merkur in unterer Konjunktion zur Sonne

27.02.2020
18h 40min: Mond bei Venus (6.3°)

28.02.2020
18h 40min: Mond bei Uranus (4.5°)

08.03.2020
13h 00min: Neptun in Konjunktion zur Sonne
19h 30min: Venus bei Uranus (2.2°)

09.03.2020
09h 00min: Merkur Stillstand, anschließend rechtläufig

18.03.2020
05h 30min: Mond bei Mars, Jupiter und Saturn (sehenswerte Konstellation!)

19.03.2020
05h 30min: Mond bei Mars, Jupiter und Saturn (immer noch eindrucksvoll!)

20.03.2020
04h 50min: Astronomischer Frühlingsanfang, Äquinoktium
05h 00min: Mars bei Jupiter (43.4‘)
16h 00min: Venus im Perihel

21.03.2020
06h 00min: Mond bei Merkur (8.0°), sehr schwierig, evtl. Fernglas oder Teleskop benutzen!

24.03.2020
03h 00min: Merkur in größter westlicher Elongation („8°)
23h 00min: Venus in größter östlicher Elongation (46°, -4.5 mag)

26.03.2020
19h 40min: Mond bei Uranus (5.3°)

27.03.2020
05h 00min: Merkur im Aphel

28.03.2020
19h 30min: Mond bei Venus (6.9°)

 

Titelbild Ausgabe 1/2020

Dieser Text erschien in

Ausgabe 1 / 2020

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