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Stern-Mobil
Reisen zu den Sternen (1)

Christian Wolter

Abb. 1: Europa bei Nacht. Aus dem Weltall kann man deutlich die "Lichtverschmutzung" unseres Planeten; Quelle: NASA

Ein glanzvoller Sternenhimmel gehörte bis etwa zum Beginn des vorigen Jahrhunderts noch zum Alltag, oder besser gesagt, zur Allnacht der Menschen. Nach dem Ende der Abenddämmerung wölbte sich über den Dörfern und selbst über den Städten prächtig das Sternenzelt – sofern keine Wolken oder Nebel die Sicht beeinträchtigten. Heute dagegen überstrahlen Straßenlaternen und grelle Leuchtreklamen sogar das Licht der hellsten Sterne.

Zudem schwächen Smog und Abgase das Sternenlicht und werden überdies von unten künstlich beleuchtet, so dass der Nachthimmel über den menschlichen Siedlungen nie mehr richtig dunkel wird. Für einen beachtlichen Anteil der Menschen ist die Milchstraße heute nur noch ein abstrakter Begriff aus Kreuzworträtseln. Sie haben das silbrige Band noch nie in Natura erblickt. Nur an wenigen ausgewählten Orten in Deutschland kann heutzutage ein natürlicher Nachthimmel erlebt werden. Vor allem in den Alpen, besonders im Herbst, wenn Nebel das Licht aus den Tälern abdeckt. Beachtlich gute Sichtbedingungen finden sich auch im nördlichen Brandenburg zwischen Berlin und Rostock. In guten Lagen ist der Himmelshintergrund rund hundertmal dunkler als in einer Großstadt.

Astrotourismus

Licht- und Luftverschmutzung und die obendrein häufig wochenlang eisern geschlossene Wolkendecke machen Europa heute zum Kontinent mit den schlechtesten Bedingungen für astronomische Beobachtungen. Ein guter Grund für begeisterte Sterngucker, in ferne Länder zu fahren.

Amateurastronomen sind seit jeher mobil, um den Optiken ihrer portablen Linsen- oder Spiegelteleskope ihre maximale Leistungskraft zu entlocken. Waren die weitesten Ziele vor wenigen Jahrzehnten noch die Provence oder Andalusien, so geht es heute in Regionen, die auch Berufsastronomen für ihre modernen Großsternwarten bevorzugen. Zahlreiche Reisebüros im In- und Ausland haben sich inzwischen auf die Beobachtungsbedürfnisse von Sternfreunden spezialisiert. Hierzu zählen auch Himmelsereignisse, die nur an bestimmten Orten sichtbar sind, vor allem totale und ringförmige Sonnenfinsternisse. Auch wer das Wahrzeichen des Südhimmels, das in Deutschland nicht sichtbare Sternbild „Kreuz des Südens“ hoch über dem Kopf erleben will, dem bleibt nichts anderes übrig, als eine Fahrt über den Äquator.

Vorzugsweise ist der Reiseleiter bei astronomischen Expeditionen ein langjährig erfahrener Amateurastronom oder gar Berufsastronom. Die Chancen auf wolkenfreie Sicht verbessern sich dann deutlich. Ein gewisser „Riecher“ des Reiseleiters oder astronomischen Beraters für die lokalen meteorologischen Verhältnisse und den richtigen Beobachtungsort spielen ganz besonders bei totalen Sonnenfinsternissen eine wichtige Rolle und entscheiden zwischen „sehen“ und „nicht sehen“. Kontakte zu Gleichgesinnten knüpfen und den Gedankenaustausch pflegen zu können, sind weitere Pluspunkte von organisierten Reisen.

 

Titelbild Ausgabe 1/2017

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