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Raumfahrt
China erobert den Weltraum (Teil 3)

Heinz Jürgen Beister

Abb. 1: FSW-Raumkapsel. (Bildautor unbekannt)

In den ersten beiden Artikeln dieser Serie wurde der Beginn der chinesischen Raumfahrt, die weitgehend ohne äußere Hilfe zurecht kommen musste, besprochen. Es wurde die heutige Infrastruktur vorgestellt, die Organisation in Behörden und Staatsbetriebe, militärische und zivile Bereiche. Es wurde eine Übersicht über Startgelände, Trackingstationen und Raketentechnologie gegeben. China hat bislang eine konservative Entwicklungsstrategie verfolgt, um Misserfolge weitgehend zu vermeiden. In diesem Teil geht es nun um die Entwicklung der Satellitentechnik sowie um die politischen und wirtschaftlichen Folgen.

Im vordigitalen Zeitalter, d.h. zur Zeit des kalten Krieges und der bipolaren Weltordnung, wurden Informationen analog gewonnen und auch analog aufbewahrt. Spionagesatelliten arbeiteten mit Film, auf denen die Fotos festgehalten wurden. Wer nun wissen wollte, was auf den Filmrollen zu sehen war, musste die Satelliten aus dem Weltall zurückholen.

Rücksturz zur Erde

Im September 1967 begannen die Chinesen mit einer Designstudie für eine Raumkapsel, die auf die Erde zurückkehren sollte. Das war auch der Name des Projekts: Fanhui Shi Weixing (FSW, rückholbarer Experimentalsatellit). Die Entwicklung der Satelliten oblag der CAST Akademie, die der Raketen war Aufgabe der CALT-Akademie (siehe sternzeit 3/2015). Die fertige Raumkapsel (Abb. 1) hatte eine bienenkorbförmige Kontur und war 3,14 m lang, der Durchmesser an der Basis betrug 2,25 m. Da beim Wiedereintritt in die Atmosphäre mit Temperaturen von 1.200° C zu rechnen war, kam ein Verbundwerkstoff auf Kohlenstoffbasis mit der Bezeichnung XF zum Einsatz, der Temperaturen von 2.000 o C aushalten konnte.

Wie im vorhergehenden Teil des Artikels besprochen, hatten die Chinesen das spezielle Problem, dass Satellitentracking nur mit den Stationen in China möglich war. Um eine Landung in Zentralchina zu ermöglichen, wurde die Raumkapsel über China soweit abgebremst, dass sie dann senkrecht vom Himmel fiel - anders als russische und amerikanische Raumkapseln, die frühzeitig weit vor dem Ziel angesteuert wurden und unter einem flachen Winkel in die Atmosphäre eintreten konnten. Bei einem Fehler von einem Grad verschob sich die Landeellipse um 300 km. Deswegen waren genaue Vorrichtungen zum Manövrieren erforderlich. Die chinesische Lösung sah hingegen ein Bremsmanöver mit einer brachialen Geschwindigkeitsreduzierung von 650 m/s vor und war dafür auf eine größere Treibstoffmenge angewiesen. In 16 km Höhe wurden dann Hitzeschild und Bremsraketen abgeworfen und die Raumkapsel am Fallschirm mit 14 m/s zu Boden gebracht. Die Bergung erfolgte mit Militärhubschraubern. Zum Auffinden der Kapsel gab diese ein Signal ab.

 

Titelbild Ausgabe 1/2016

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